Lernen lernen

Alle Studierenden haben während des Studiums eine Flut an Informationen zu verarbeiten. Dir begegnet diese Informationsflut in Vorlesungen, Übungsgruppen, Seminaren und vielen anderen Veranstaltungen. Wir wollen Dir mit diesem Beitrag einige Anregungen geben, wie man durch bewusst eingesetzte Arbeitstechniken effizienter arbeiten und lernen kann. Allerdings gibt es eine Vielzahl an effektiven Arbeitsmethoden, sodass Du für Dich herausfinden musst, welche Dir selbst zusagt. Doch nur Mut zum Ausprobieren! Du solltest aber nicht zu lange experimentieren, die drei Jahre vergehen schnell.

Zunächst wirst Du den Stoff während Deiner Vorlesung bewältigen müssen. Das ist leichter gesagt als getan. Das Problem des Mitschreibens löst sich in vielen Vorlesungen durch ein Skript oder zum Download angebotene Foliensätze. Schreibe Dir am besten Notizen direkt in Skript/Folien, so hast Du Deine Gedankengänge schriftlich parat. Das hilft bei der weiteren Arbeit und bei der späteren Prüfungsvorbereitung. Gibt es kein Skript zur Veranstaltung, so musst Du selbst die präsentierten Informationen aufzeichnen. Mache Dir während der Vorlesung nur Notizen und arbeite diese anschließend in Ruhe aus. Dieser Weg kostet zwar mehr Zeit, doch Du vertiefst den Stoff und wirst Dich nach dem Semester über ein gutes Skript freuen, aus dem Du dann viel einfacher für die Klausur lernen kannst.

Eine andere große Hürde, die Du immer wieder nehmen musst, ist die Bearbeitung von Lehrbüchern. Auch hierzu gibt es eine Vielzahl von Ratschlägen. Wir wollen die PQ4R-Methode vor- stellen – sie besteht aus sechs Schritten:

  1. Schritt: Vorausschau/Überblick (Preview)
    Verschaffe Dir zunächst einen Überblick über das Kapitel, um festzustellen, welche Themen darin behandelt werden. Überfliege den Text und lass Dich auch von optischen Reizen leiten. Achte besonders auf Überschriften, auffallend gedruckte Textstellen, Schaubilder und Zusammenfassungen.
  2. Schritt: Fragen (Questions)
    Nachdem Du Dir einen Überblick verschafft hast, solltest Du Dir Fragen zum Text stellen. Sinnvolle Fragen ergeben sich häufig durch Umformulierung der Abschnittsüberschriften. Du kannst auch allgemein gehaltene Fragen formulieren, die sich auf jeden beliebigen Text anwenden lassen, z. B. „Worauf will der/die AutorIn hinaus?“
  3. Schritt: Lesen (Read)
    Lies nun das Kapitel Abschnitt für Abschnitt und versuche dabei, die vorher formulierten Fragen zu beantworten. Sinnvoll ist es, die Schlüsselwörter und -sätze im Text – sparsam – zu unterstreichen. Bei erneutem Lesen kannst Du Dich dann auf diese Informationen konzentrieren.
  4. Schritt: Nachdenken (Reason)
    Denke beim Lesen über den Text nach. Versuche, Dir Beispiele auszudenken, Analogien oder Gegenargumente zu finden, stelle den Bezug zu dem her, was Du bereits wusstest, ziehe Deine eigenen Schlussfolgerungen und verschaffe Dir zusätzliche Informationen.
  5. Schritt: Wiederholung (Repeat)
    Lege nun den Text beiseite und versuche, die Informationen mit Deinen eigenen Worten wiederzugeben. Halte Dir ruhig selbst einen Vortrag. Dir mag das zunächst komisch vorkommen, doch der Vortrag zwingt Dich zum Nachdenken, zum Verarbeiten des Textes und wirkt dem Vergessensprozess entgegen. Ein lauter Vortrag fördert die Konzentration und eröffnet die Möglichkeit der Selbstkontrolle. Es ist auch wichtig, laut, deutlich und in vollen Sätzen zu reden. Du wirst sehen, wie Dir diese Vorbereitung in späteren mündlichen Prüfungen weiterhilft.
  6. Schritt: Rückblick (Review)
    Gehe zum Schluss das gesamte Kapitel noch einmal rückblickend durch. Rufe Dir die wesentlichen Punkte ins Gedächtnis. Könntest Du nun die Fragen beantworten, die Du Dir anfangs gestellt hast?

Das richtige Lesen ist eine andere elementare Grundlage für effektives Arbeiten. Optimierte Lesemethoden, die jeder lernen kann, ermöglichen oft eine Verdoppelung der Lesegeschwindigkeit bei 85-90% Behaltensquote. Außerdem bieten sie entspannteres und dabei motivierendes Lesen – ein Leben lang!

Ein sehr wichtiger Teil des Lernprozesses sind Pausen. Verteiltes Lernen ist effizienter als stundenlanges am-Stück-Lernen. Es ist nicht effektiv, Pausen einzusparen, um die Lernzeit zu verlängern. Sinnvoll ist z. B. eine kleine Pause von fünf Minuten nach 30 Minuten Lernen, eine Pause von 15 Minuten nach zwei Stunden Lernen und einer Erholungspause von 1-2 Stunden nach vier Stunden lernen. Allerdings kommt es darauf an, wie die Pausen genutzt werden. Je unterschiedlicher die Pausentätigkeit von der Lerntätigkeit ist, desto nützlicher ist die Pause. Nach einem durchgeackerten Abschnitt eines Fachbuches in der Pause also besser keine Zeitung lesen, sondern lieber Sport oder einen Spaziergang machen!

Darüber hinaus möchten wir Dir das Lernen in einer Arbeitsgruppe sehr ans Herz legen. Das kann nicht nur sehr hilfreich sein, sondern es ist auch einfach netter in einer Gruppe zu arbeiten. Außerdem haben Deine MitstreiterInnen die gleichen Probleme zu bewältigen wie Du.